Der Karelshaff und der Zweite Weltkrieg

Gregoire Colling

Beim Lesen unseres Artikels „Vom Jagdhaus zum Bauernhof“ kamen bei manchen Lesern tief vergrabene Erinnerungen wieder hoch. Einer von ihnen wollte sie per E-Mail mit uns teilen. Dabei handelt es sich um Ereignisse, die bis in die dunkle Zeit der Nazi-Besatzung zurückreichen.

Wie der Tageblatt -Artikel vom 10. August erwähnt, betrieb die Familie von Roesgen zu dieser Zeit bereits den Karelshof, der sich damals im Besitz der großherzoglichen Familie befand. Die Nazis übernahmen den Hof rasch und verkauften ihn an einen Landsmann. „Ein Mann aus Trier kaufte ihn zu einem sehr niedrigen Preis“, so der Verfasser des Briefes.

Seiner Ansicht nach hätte diese Transaktion die dramatische Folge gehabt, dass die Familie Charles von Roesgen das Land verlassen hätte. „Es war eine echte Katastrophe, nicht nur für die Familie selbst, sondern auch für alle, die der Karelshaff beherbergte oder vor den Nazis schützte. Kriegsverweigerer, Widerstandskämpfer, ein Vorarbeiter aus Arbed, ein Cousin, mein Vater – damals ein junger Anwalt –, meine Mutter und ich fanden dort Zuflucht“, sagt Dony Calmes.

Schon kurz nach dem Verkauf wurden Stimmen laut, die dem Trierer Käufer vorwarfen, den Hof ausschließlich zu dem Zweck erworben zu haben, seinen Sohn dort anzusiedeln, um ihn so vor der Zwangsrekrutierung zur Wehrmacht zu bewahren. Die Nazis warfen ihm daraufhin Doppelverrat am Vaterland vor. Der Mann musste fliehen und tauchte unter. Erst nach der Befreiung hörte man wieder von ihm.

Anschließend forderte er den Genuss „seines Eigentums“ ein. Da die luxemburgischen Behörden ihm jedoch den Antrag verweigerten, ging er vor Gericht. Der Prozess in Trier verlief zügig.

Quelle: https://www.tageblatt.lu/headlines/das-verbrechernest (22.08.2018)

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